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aha3-Momente März 2022

Im gemeinsamen Schweigen können wir Sprachlosigkeit überwinden.

Liebe Kund:innen, liebe Kolleg:innen, liebe Interessierte,

in mancher Hinsicht erleben wir uns gerade in Parallelwelten. Einerseits waren wir noch im Februar Teil einer wunderbaren Tagung zur Sprache Systemischer Autorität in Bremen und nun erleben wir uns täglich neu sprachlos, wenn wir die Nachrichten aus der Ukraine hören. Gerade noch lernten wir mit dem Ausnahmezustand der Pandemie umzugehen und nun steht eine neue Krise vor der Tür, die unseren Atem stocken lässt.

In vielen Bereichen, in denen wir beraterisch tätig sind, nehmen wir weiterhin eine grundlegende Erschöpfung wahr, zu der jetzt neue Ängste hinzu kommen. In dieser Situation kann es sein, dass Menschen sprachlos werden und sie auch nicht mehr durch Worte erreichbar sind.

Wie wir durch die Polyvagaltheorie von Steven Porges wissen, reagiert unser autonomes Nervensystem, wenn unser Sicherheitsgefühl stark beeinträchtigt ist. Unser Reflexionsvermögen ist dann eingeschränkt, der Körper reagiert mit Angriff oder Flucht und wir nehmen bei uns belastende Emotionen wahr, wie Wut, Ärger, Zorn, Trauer oder Resignation.

Wenn wir dann Worten nicht mehr zugänglich sind, kann Stille im gemeinsamen Schweigen als kraftvolle Unterstützung erlebt werden. Im schweigenden empathischen Dabeisein lässt sich eine Verbundenheit spüren, die Sicherheit gibt und Sprachlosigkeit überwinden lässt.

Dabei könnte eine Unterscheidung zwischen einer einfühlenden und einer mitfühlenden Empathie hilfreich sein, ähnlich der Unterscheidung von Mitleid und Beileid in Situationen der Trauer. Aus unserer Sicht ist Mitleid für Trauernde meistens keine Hilfe, weil es in den Fluss der Trauer mit einfließt und diesen verstärken kann. Beileid dagegen kann einfühlsam Verständnis zeigen und zugleich in einer angemessenen Distanz Halt geben. Im Mitleid leiden wir selbst und projizieren die Trauer der Betroffenen auf uns selbst. Im Beileid sind wir bei den Trauernden, wir zeigen Mitgefühl, ohne selbst zu leiden.

Ein Schweigen mit mitfühlender Empathie kann mehr ausdrücken als jedes Wort. Dies erleben wir in persönlichen Begegnungen, im kollegialen Austausch und auch im Miteinander in Organisationen.

So kann zum Beispiel zu Beginn einer Besprechung eine Minute Stille im gemeinsamen Schweigen Kraft schenken und zugleich fokussieren. Dabei können wir die aktuelle Situation mit all ihren Herausforderungen wahrnehmen, anschließend im Austausch benennen und dadurch handlungsfähiger werden für unseren Arbeitsalltag.

Diese Momente empathischen Schweigens gehören für uns zur Sprache Systemischer Autorität. Wir freuen uns diese im Sommer in zwei aha3-Seminare bei SyNA zu vertiefen, zu denen wir Sie herzlich einladen:

Wir wünschen Ihnen und uns viele bewusste kleine Momente des Schweigens, die unsere Sprachfähigkeit erhöhen.

LG aus LG und CE
Dagmar Hoefs und Harald Kurp